Einsatz von verschiedenen Matratzensystemen in der Behandlung/Prophylaxe des Dekubitus

Heutzutage werden viele Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe angeboten. In diesem Artikel werden verschiedene Systeme für immobile Personen in diesem Bereich vorgestellt. Hier wird die Funktionsweise näher erläutert.

Dekubitus Lagerung

Welche Arten von Systemen lassen sich generell unterscheiden?

In der Literatur werden diese Systeme auch als „aktive“ oder „reaktive“ Systeme bezeichnet. Als „aktiv“ werden Matratzen, Auflagen und andere Positionierungshilfsmittel bezeichnet, welche eine intermittierende Entlastung im Rahmen der Dekubitusprophylaxe schaffen. Das grundlegende Prinzip dieser Hilfsmittel basiert auf luftgefüllten Kammern, die sich abwechselnd mit Luft füllen und wieder entleeren. Dadurch ist es möglich, den Druck regelmäßig auf unterschiedliche Körperregionen zu verteilen, und so eine Druckentlastung zu erreichen(z.B. Wechseldruckmatratzen).

Das grundlegende Prinzip „reaktiver“ Matratzen und Auflagen besteht darin, eine kontinuierliche weiche Unterstützung zu bieten, was zu einem geringeren Druck führt. Dieser Effekt entsteht, wenn der Körper in das Lagerungssystem einsinkt, wodurch sich die Kontaktfläche vergrößert und der Druck auf die Haut und das Gewebe reduziert wird(z.B. Weichlagerungsmatratze).

Hier möchte ich auch noch die sogenannten Hybrid-Matratzen erwähnen. Diese bestehen aus einer Anti-Dekubitus- oder Schaumstoffmatratze und verfügen über ein integriertes Wechseldrucksystem, welches bei Bedarf aktiviert werden kann. Dadurch verwandelt sich die Hybrid-Matratze in eine Wechseldruckmatratze, um zusätzlichen Komfort und Schutz zu bieten.

Außerdem sollten auch Mikro-Stimulationssysteme benannt werden. Diese Systeme können durch kleine Bewegungen die eigenen Bewegungen der Patienten unterstützen und fördern. Dadurch wird die natürliche Blutzirkulation im Gewebe aufrechterhalten, was dazu beiträgt, die Entstehung oder das Fortschreiten von Druckgeschwüren zu verhindern oder zu verringern.

Low-Air-Loss-Matratzen sind spezielle Matratzen, die dazu entwickelt wurden, den Druck auf die Haut zu verringern und die Durchblutung zu fördern. Sie bestehen aus vielen kleinen Luftkammern, die kontinuierlich Luft abgeben oder aufnehmen, um die Oberfläche der Matratze gleichmäßig zu belüften. Dadurch wird die Feuchtigkeit und Wärme unter der Haut reduziert, was das Risiko von Druckgeschwüren verringert und den Komfort für den Patienten erhöht.

Aktive und reaktive Systeme im Vergleich

Die internationalen Leitlinien, die sorgfältig geprüft wurden, empfehlen bei Risikopatienten eher Wechseldrucksysteme oder Weichlagerungssysteme zu verwenden, anstelle einer Standardmatratze. Der Einsatz von Wechseldruck- oder Weichlagerungsmatratzen ersetzt nicht die kontinuierliche Wechselpositionierung unserer Patienten/Bewohner. Wenn eine häufige Wechselpositionierung nicht möglich ist, sollte stattdessen ein Wechseldrucksystem gewählt werden. Da die vorhandene wissenschaftliche Evidenz keine eindeutigen Empfehlungen für die Wahl der Matratzen gibt, sollte die Entscheidung auf den folgenden Kriterien basieren:

  • Risikolevel, Mobilitätslevel, Aktivitätslevel
  • Größe, Gewicht, BMI, Alter, Inkontinenz, Kognition, Komfort
  • Allgemeiner Gesundheitszustand
  • Mikroklimamanagement und Reduzierung von Scherkräften
  • Verfügbarkeit und Anwendbarkeit der Matratzen in den unterschiedlichen Einrichtungen
  • Zusätzliche Lagerungshilfsmittel (Auflagen, Kissen etc.)
  • die Inkontinenzversorgung und Bettwäsche mit den Matratzenfunktionen und Eigenschaften abstimmen

Fazit:

Aus der analysierten wissenschaftlichen Beweiskraft lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

Weichlagerungssysteme sollten bevorzugt werden gegenüber Standardmatratzen. Wenn eine häufige Wechselpositionierung aufgrund des Gesundheitszustandes des Patienten nicht möglich ist, können Wechseldrucksysteme als Alternative zu Weichlagerungssystemen eingesetzt werden. Aufgrund der begrenzten Evidenz ist es jedoch schwierig, allgemein zu sagen, welches der Systeme vorteilhafter ist. Daher sollte die Entscheidung für die Art der Matratze oder Auflage nicht nur auf der Druckentlastung basieren, sondern auch auf den oben beschriebenen Kriterien. 

Quellen:

McInnes et al.2015;NICE 2014

Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege 2.Aktualisierung 2017

A.Feichtner, H.Kössler, Palliative Wundversorgung in der Praxis, 1.Auflage, S.217

AWMA 2012;KCE 2012; NPUAP/EPUAP/PPPIA 2014

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