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Optimierungspotenzial in der Versorgung des DFS – Druckentlastung mit Filz

„Große Amputationen“ (Majoramputationen) sind  zwar  insgesamt in Deutschland rückläufig, allerdings werden etwa zwei Drittel davon bei Menschen mit Diabetes durchgeführt (Hochlehnert, 2018).  Parallel dazu nehmen Amputationen unterhalb des Knöchels (Minoramputationen) nicht nur in Deutschland zu. Minoramputationen hinterlassen den Betroffenen einen weniger belastbaren Fuß und sind manchmal der Beginn neuer Erkrankungsepisoden. Auch wenn Diabetiker mit ihrem DFS in einer spezialisierten Versorgung sind, treten hier konstant bei 30% der Betroffenen Rezidive auf. Außerhalb der spezialisierten Versorgung liegt die Rezidivrate weitaus höher (Hochlehnert, 2018).

Es gibt verschiedene Ansätze, um die Versorgungssituation von DFS Patienten zu verbessern, eine Möglichkeit ist die Druckentlastung mit Filz. Diese Methode wurde von Dr. Dirk Hochlehnert entwickelt, in der Praxis wird die Methode aus seiner Sicht jedoch bisher zu wenig angewendet. Benötigt werden hier Schulungen des medizinischen Fachpersonals, denn für Ungeübte ist die korrekte Ausübung zeitaufwendig.

Wie sieht das Prinzip dieser Methode aus?

Bei der Druckentlastung mit Filz wird eine Sohle aus Filz nach bestimmten Merkmalen so zugeschnitten und unter die Fußsohle geklebt, dass sie als Stütze an den Stellen wirkt, die vermehrtem Druck durch z.B. Fehlstellungen ausgesetzt sind. Gleichzeitig werden druckempfindliche Areale (z.B. Ulzerationen) ausgespart. Diese zwei Faktoren Stützen und Aussparen bewirken dann eine 100% Entlastung. 

Bei bereits bestehenden Deformationen oder Ulzerationen ist parallel eine individuell angepasste Schuhversorgung mit spezieller Fußbettung sinnvoll, ggf. mit einer Abrollhilfe. Als Grundausstattung sind zwei Paar Straßen- und ein Paar Hausschuhe erstattungsfähig (Protz, 2018). Vorfußentlastungsschuhe sind nicht zielführend, da hier nicht abgerollt werden kann. Ein unsicheres Gangbild durch die Neuropathie wird noch verstärkt und damit steigt die Sturzgefahr (Protz, 2018).

Da Druckulzerationen meist über Knochenvorsprüngen entstehen, ist das Ziel der Filzmethode, beteiligte Knochen etwas entfernt vom Vorsprung selbst mit einem Abstandhalter zu stützen. Danach werden dann die  Aussparungen eingearbeitet. Ein Einsinken von Arealen, die eigentlich druckentlastet werden sollen, wird damit vermieden.  Der Fuß kann auch gezielt durch die am Rand erhöhte Filzsohle entweder nach innen oder außen gerollt- (Pronation/Supination) oder der hintere Teil des Fußes, der sog. „Rückfuß“ (gebildet aus Fersenbein und Sprungbein) nach innen oder nach außen verlagert (Inversion/Eversion).

Möglich ist auch eine Tieferlegung des Mittelfußknochens.  Die Tieferlegung bewirkt eine Kippung des Fußes und damit eine Entlastung der Erhöhung (Hochlenert, 2021).  

Was sollte bei der Anwendung der Filzmethode beachtet werden?

Fehlerquelle 1:

Aussparungen in der Auflagefläche der Filzsohle können dazu führen, dass der Knochenvorsprung  in diese einsinkt und nur ein Teil der Aussparung die Druckentlastung  übernimmt.

  • Der eingesunkene Knochenvorsprung ist beim Abrollvorgang  nun erhöhtem Druck ausgesetzt 
  • Weichteile über dem Knochenvorsprung werden gespannt und dadurch weniger widerstandsfähig
  • Mehr Druck auf dem Rand beansprucht das Gewebe hier und führt zu einer Mehrbelastung. Je größer die Aussparung, desto tiefer das Einsinken des Knochenvorsprungs und damit auch ein größerer  schädigender Effekt.  

Fehlerquelle 2:

Zirkuläre Aussparungen können ein „Fensterödem“ verursachen. Man nutzt hier sog. Entlastungsringe, die jedoch häufig nicht zielführend wirken und die Methode des Filzens in Verruf gebracht haben.

Fehlerquelle 3:

Eine Aussparung wird nicht als ergänzendes Element zum Abstandhalter genutzt, sondern ist das einzige Funktionsprinzip. Richtig wäre: „Stützen kommt vor Aussparen.“

Fehlerquelle 4: 

Die Filzpolster sind zu dünn.  5mm Filz sind beim Gehen nach kurzer Zeit nur noch 1-2 mm dick.

Fehlerquelle 5: 

Zum Fixieren der Filzkonstruktion wird einfaches Klebevlies benutzt, was dazu führt, dass die Stabilität nach wenigen Minuten verschwindet. Richtig wäre: Die Fixierung muss unter Zug angebracht werden.  

Interessante Links:

Videos zum Thema Filztherapie nach Hochlenert bei DocCheck:

https://www.doccheck.com/de/detail/videos/4901-diabetischer-fuss-entlastung-der-grosszehe-so-gehts

Schulungen zum Thema Filztherapie nach Hochlenert:

https://www.cid-direct.de/

Quellenangaben:

Hochlenert, D., (2018). Kein DFS darf ein Leben zerstören. Zugriff am 30.01.2025. Verfügbar unter: Schwerpunkt „Wundmanagement“ – Kein DFS darf ein Leben zerstören! • diabetologie-online

Hochlenert, D., (2021). Entlastung mit Filz. Zugriff am 30.01.205. Verfügbar unter:  Entlastung mit Filz | CID Direct

Protz, K., (2018). Den Druck nehmen. Zugriff am 30.01.2025. Verfügbar unter: Den Druck nehmen

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